Am 30. September fand die Vollversammlung der Agenda21 Sauerlach statt. Agenda-Sprecher Helmut Kahl hielt einen Rückblick zur Arbeit der Agenda21 in den vergangenen beiden Jahren, die Corona-bedingt nur reduziert stattfinden konnte. Highligts in den Jahren 2020 und 2021 waren die Diskussion der Bürgermeisterkandidaten, mit mit 450 Besuchern die letzte Großveranstaltung in Sauerlach vor dem Corona-Lockdown, sowie die Bündelaktion zu Photovoltaikanlagen in Zusammenarbeit mit der Energieagentur Ebersberg-München. Das Ziel dieser Aktion war, durch eine gebündelte Beschaffung günstigere Konditionen für PV-Anlagen zu erhalten. Im Gemeindegebiet konnten 40 neue Anlagen mit 400 kWp Leistung installiert werden! Auch die Initiative für die neue Ortsgestaltungssatzung, für die Einrichtung des Sauerlacher Tisches und für die Schaffung der Stelle des Klimaschutzbeauftragten in der Gemeindeverwaltung ging von der Agenda21 aus.
Im Gastvortrag sprach Dr. Willie Stiehler von der Energieagentur Ebersberg-München über das Thema „Wege aus der Klimakrise“. Leitfrage des Vortrags war: Wie kommen wir in der Klimakrise schnell und wirkungsvoll voran und auch bezahlbar?
Die heutige Ausgangssituation ist, dass sich die CO2-Konzentration in der Atmosphäre seit der Zeit vor der Industrialisierung von zwischen 180 und 300 ppm auf über 400 ppm erhöht hat. Willie Stiehler argumentiert, dass angesichts aller bekannten Fakten zum Klima nur ein Umdenken und eine Änderung in unserem Handeln einen Weg aus der Krise weisen werden – von Stephen Hawking stammt der Satz „Intelligence is the ability to adapt to change.” Und genau darum geht es: Unser Leben und Wirtschaften dieser Situation anzupassen. Dazu braucht es nicht nur eine Stromwende, sondern auch eine Wärmewende. In jedem Bereich muss die Effizienz gesteigert und es muss auf erneuerbare Energien umgestellt werden. Diese große Herausforderung kann nur gemeinsam gemeistert werden, von jeder Kommune, jedem Bürger, jedem Unternehmen.
Die größten Stellschrauben dafür sind die Energiewirtschaft und die Industrie. In der Energiewirtschaft muss das Ziel die Umstellung auf 100% erneuerbare Energien sein und in der Industrie die CO2-neutrale Produktion.
Die Handlungen, die in unserem eigenen Verhalten am meisten bewirken: Für die persönliche Bilanz eines jedes Einzelnen entscheidend sind das Mobilitätsverhalten (Halbierung der privaten Wege, die unter CO2-Ausstoß zustande kommen, Verzicht auf Flüge), der Fleischverzicht sowie das Dämmen von Häusern bzw. ein verändertes Heizverhalten. Der private CO2-Fußabdruck kann bspw. mit dem Rechner des Umweltbundesamtes ermittelt werden: https://uba.co2-rechner.de/de_DE/
Willie Stiehler ging auch auf die lokale Energiegewinnung ein. Hier sind zusammenfassend die folgenden Punkte wichtig: Um das Ziel von 100% erneuerbaren Energien zu erreichen, ist die Windkraft mittlerweile geeignet, aufgrund der heutigen Anlagengröße einen nennenswerten Anteil an der Energieversorgung zu leisten, vor allem in Kombination mit PV-Anlagen. Auch der weitere Ausbau der PV-Anlagen muss weiter vorangehen, da es auf den Dächern noch viel Potenzial gibt. Neben Freiflächen-PV-Anlagen sollten auch Flächen für Solarthermie mitgedacht werden. Zudem ist die Nutzung der Fernwärme ist ein wesentlicher Hebel und der weitere Ausbau ist in jedem Fall sinnvoll, gerade auch in Sauerlach, wo schon entsprechende Infrastruktur vorhanden ist.
Einige der nachfolgenden Fragen der Zuhörer drehten sich um die konkrete Umsetzung der Empfehlungen. Diese muss in jedem Fall divers sein und aus einem Mix aller genannten Maßnahmen bestehen – es geht nicht um ideologischen Verzicht, sondern um ein Überdenken der eigenen Lebensweise und den Beitrag, den jeder Einzelne problemlos durch eine Änderung seines Verhaltens leisten kann. Klar ist nämlich, dass jeder Einzelne Einfluss hat und jeder sich aufgefordert fühlen muss zu handeln.
Weiterer Tagesordnungspunkt war die Neuwahl des Agendarates. Helmut Kahl gab nach 4 Jahren das Amt als Sprecher der Agenda21 Sauerlach ab und wird dem Agendarat künftig als Beisitzer angehören. Neuer Sprecher ist Dr. Anton Pfefferseder, neue Stv. Sprecherin Christine Kensy, neue Schatzmeisterin Michaela Haas. Schriftführer bleibt Markus Hoffmann. Als weiterer Beisitzer wurde Tobias Kensy neu gewählt.